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Institut für Schmerztherapie München
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Ist-Versorgung

Die Effektivität psychologischer Schmerztherapie bei Patient*innen mit chronischen Schmerzen ist hinreichend belegt (Moreley et al. 1999). Dennoch können nicht alle chronischen Schmerzpatienten mit Schmerzpsychotherapie versorgt werden. 

Insbesondere im ambulanten Bereich kann für die Mehrzahl der betroffenen Patient*innen keine psychotherapeutische Mitbehandlung realisiert werden. In einer Untersuchung in fünf Praxen unterschiedlicher Fachrichtungen an 328 Patienten mit chronischen Schmerzen gab ein Fünftel der Patient*innen seelische Belastung als eine potentielle Schmerzursache an, aber nur insgesamt 2,1% der Patient*innen sind psychodiagnostisch oder –therapeutisch mitbehandelt worden (Willweber-Strumpf et al. 2000).

Im stationären Bereich wird in Schmerzzentren hingegen bereits standardmäßig nach einem interdisziplinären Behandlungskonzept gearbeitet. Außerhalb der wenigen spezialisierten Einrichtungen sind die Möglichkeiten einer frühzeitigen psychologischen Exploration und der ggf. notwendigen individuell differenzierten psychosozialen Interventionen jedoch rar (Pfingsten & Nilges 2007).   

Es besteht noch immer eine eklatante Unterversorgung von frühzeitig einsetzender und qualifizierter interdisziplinärer Schmerztherapie. Die ca. 200 zertifizierten Schmerzpsychotherapeut*innen können den Bedarf mitnichten erfüllen. Weder im ambulanten noch im stationären Sektor besteht ein flächendeckendes Angebot für eine Behandlung mit Spezieller Schmerzpsychotherapie. In Deutschland ist darüberhinaus ein deutliches Süd-Nord-Gefälle und Stadt-Land-Gefälle erkennbar.

 

Was ist erforderlich?

Um eine den wissenschaftlichen Standards entsprechende Versorgung auch in der Praxis umsetzen zu können, sind dringend mehr qualifizierte Schmerzpsychotherapeuten sowie spezialisierte schmerztherapeutische Einrichtungen insbesondere in ländlichen und nördlichen Regionen erforderlich. Des weiteren sollte die Kooperation zwischen Psychotherapeuten, Ärzten und Physiotherapeuten verbessert und auch im Rahmen von Verträgen (z.B. zur integrierten Versorgung) Berücksichtigung finden.

Maßnahmen in Aus- und Weiterbildung sind für eine adäquate Schmerztherapie und Prävention von chronischem Schmerz dringend erforderlich (Frießem et al. 2010). Die Weiterbildung von Psychotherapeuten zum speziellen Schmerzpsychotherapeuten ist vor allem für die Versorgung von Patienten notwendig, denen durch die übliche psychotherapeutische Behandlung nicht ausreichend geholfen werden kann. Durch den frühzeitigen Einbezug von Schmerzpsychotherapeuten kann Chronifizierungsprozessen vorgebeugt und Patienten mit chronischen Schmerzen mehr Lebensqualität vermittelt werden.